Internationaler Tag der Epilepsie 8.2.

 „Menschen mit Epilepsie sollen sich gegen Covid-19 impfen lassen“

Am 08. Februar 2021 fand der alljährliche internationale Tag der Epilepsie statt. Die Österreichische Gesellschaft für Epileptologie veranstaltete dazu, am 11. Februar, eine digitale Informationsveranstaltung.

Epilepsie ist die häufigste chronisch neurologische Erkrankung. In Österreich erkrankt alle zwei Stunden ein Mensch an Epilepsie. „Knapp 50.000 an Epilepsie erkrankte Menschen leben in Österreich. Die meisten Patientinnen und Patienten erkranken daran entweder im Kinder- und Jugendalter oder im Alter von über 65 Jahren“, so der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie, Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger.

Dabei sind die Gründe für die Epilepsie in den beiden Altersgruppen sehr unterschiedlich.
Während in der Kindheit Entwicklungsstörungen des Gehirns, genetische und metabolische Gründe meist den Epilepsien zu Grunde liegen, sind die Ursachen für die Epilepsie im Alter eher vorangegangene Hirnschädigungen, wie Schlaganfall, Demenz oder ein Schädel-Hirn-Trauma. Auch Hirnentzündungen können eine Epilepsie nach sich ziehen.

Epilepsie kann die Folge von vielen unterschiedlichen Ursachen von Erkrankungen und Veränderungen des Gehirns sein. Daher ist auch die Art der epileptischen Anfälle verschieden. „Epileptische Anfälle entstehen durch gleichzeitige unkontrollierte, elektrische Entladungen vieler Millionen Nervenzellen im Gehirn. Je nachdem, wo diese starten und welche Hirnregionen involviert sind, können die Anfälle sehr unterschiedlich sein.

Dies reicht von kurzen, ungewöhnlichen Gefühlsempfindungen, über Aussetzer oder Episoden von automatisierten Handlungsabläufen, bis hin zum großen generalisierten Anfall, der mit Bewusstseinsstörungen, Zucken aller vier Extremitäten und Schaum vor dem Mund einhergeht“, so der 1. Vorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Epileptologie, Prim. Priv.-Doz. Dr. Tim von Oertzen.

Epileptische Anfälle sind in der Regel kürzer als zwei Minuten, treten häufig mit einer anschließenden Phase der Erholung über mehrere Minuten auf, selten kann diese aber auch Stunden dauern.
Dauert der Anfall länger als fünf Minuten, kann es sich um einen sogenannten „Status epilepticus“ handeln – ein Anfall, der andauert und eine medizinische Intervention zur Unterbrechung benötigt. Dabei sollte dann auf alle Fälle die Rettung alarmiert werden.

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die häufig gut behandelbar ist.
Zwei von drei Patientinnen und Patienten, die an Epilepsie leiden, können anfallsfrei behandelt werden.

Die meisten Patientinnen und Patienten werden mit Medikamenten gegen Anfälle, sogenannte Antikonvulsiva, behandelt, von denen es inzwischen über 20 verschiedene Präparate gibt. Diese kommen bei verschieden Arten der Epilepsie, verschiedenen Anfallstypen und verschiedenen Altersgruppen in Betracht, sodass die neurologische Diagnose und Klassifizierung der Epilepsie und der Anfallstypten die erste Grundlage für eine richtige Behandlung ist.
Neben der medikamentösen Therapie gibt es auch die Möglichkeit der Behandlung mit einer ketogenen Diät sowie dem chirurgischen Verfahren mit der Epilepsiechirurgie und Hirn- und Nervenstimulatoren, die für schwieriger zu behandelnde Epilepsien zur Verfügung stehen.
Gerade die Epilepsiechirurgie ist eine Methode, mit der bestimmte Epilepsien, die mit Medikamenten nicht zu behandeln sind, häufig geheilt werden können.

Zum jetzigen Zeitpunkt der COVID-19-Pandemie zeigen wissenschaftliche Erkenntnisse, dass bei einem schwereren Verlauf, selten auch epileptische Anfälle auftreten können.
„Wichtig im Rahmen der Pandemie ist, dass an Epilepsie Erkrankte erstens kein höheres Risiko haben, schwerer an COVID-19 zu erkranken und zweitens die regelmäßige Medikamenteneinnahme gewährleistet bleibt. Dabei sollte sich jede Patientin und jeder Patient frühzeitig darum kümmern einen entsprechenden Vorrat an seinen Medikamenten zu sichern“, so Prim. Priv.-Doz. Dr. Tim von Oertzen.

Für Menschen mit Epilepsie bestehen ohne Einschränkungen dieselben Impfempfehlungen wie für die Allgemeinbevölkerung.
Dies gilt auch für die Impfung gegen SARS-CoV2.
„Wie nach anderen Impfungen auch, kann nach einer SARS-CoV2 Impfung vorübergehend Fieber auftreten. Bei einigen Menschen mit Epilepsie kann aber Fieber dazu führen, dass Anfälle provoziert werden. Daher sollten Betroffene zuvor mit ihrem Neurologen reden, ob dabei Medikamente zur Fieber Vermeidung eingenommen werden sollen. Auf alle Fälle sollten Menschen mit Epilepsie die Impfärzte über ihre Erkrankung informieren,“ so Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger abschließend.

Anlässlich des Internationalen Tages für Epilepsie, hat die österreichische Gesellschaft für Epileptologie am 11. Februar 2021 eine virtuelle Informationsveranstaltung für Betroffene, Angehörige und alle Interessierten veranstaltet.

Weitere Informationen gibt es auf der Website: www.tag-der-epilepsie.at

 

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Axel Ganster
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