COVID19 und Schlaganfall

Die aktuelle COVID-19-Pandemie dominiert das Tagesgeschehen in der österreichischen Gesundheitsversorgung und hat dazu geführt, dass elektive Prozeduren, vor allem in den chirurgischen Fächern, verschoben werden. Trotzdem müssen neurologische Notfälle, allen voran zerebrovaskulären Erkrankungen, ohne jede Einschränkung weiterhin state of the art versorgt werden. Die Umstrukturierung der Krankenhäuser in Österreich mit Anpassung an die COVID-19-Pandemie darf also nicht zu einer Minderversorgung in anderen Gebieten führen.

Prim. Univ.-Prof. Mag. Dr. Eugen Trinka, FRCP

Univ.-Prof. Dr.
Stefan Kiechl

Rezent wurden erste Daten aus China zur Schlaganfallbehandlung während der COVID-19-Krise publiziert.1 Der Zugang zu spezialisierten Stroke Units wurde stark eingeschränkt und auch die Akutbehandlung hat stark gelitten (z.B. 50 % Reduktion der Thrombektomierate in Shanghai). Das hat bei täglich 9000 Schlaganfällen in China massive Auswirkungen (Morbidität und Todesfälle).

Am 31.03.2020 hat die AHA/ASA als erste der großen internationalen Fachgesellschaften eine Empfehlung zur Schlaganfallbehandlung während der COVID-19-Pandemie herausgegeben.2 Daraus geht hervor, dass die akute Schlaganfallbehandlung durch COVID-19-Maßnahmen möglichst wenig, im Idealfall gar nicht, beeinträchtigt werden soll. Dem Schlaganfall als die quantitativ wichtigste und extrem zeitkritische Notfallsituation soll weiterhin höchste Priorität eingeräumt werden. Das betrifft den Zutransport durch das Notarztsystem, eine zeiteffiziente Triage trotz möglichem COVID-19-Verdacht und den uneingeschränkten Zugang zu Stroke Units und Thrombektomie-Zentren. Die knappe Kapazität an Stroke-Unit-Betten sollte nicht reduziert werden und auch das Vorhalten von Stroke Teams ist weiter zu gewährleisten.

Diese Empfehlungen treffen auch für Europa und Österreich zu. In Österreich ist derzeit die Kapazität an Intensivbetten für die Betreuung schwerkranker COVID-19-PatientInnen ausreichend. Vorausgesetzt, dass in nächster Zeit keine gravierenden Änderungen auftreten, ist eine Reduktion von Stroke-Unit-Kapazitäten bzw. Umwandlung von Stroke-Unit-Betten in COVID-19-Bereiche nicht vertretbar.

Wichtig ist auch, die Priorisierung von SchlaganfallpatientInnen während der Akutversorgung zu gewährleisten (Priorisierung in den Rettungsleitstellen, rascher Zutransport, falls sinnvoll auch mit dem NAH, CT-Priorisierung, Erstellung eigener SOPs für SchlaganfallpatientInnen mit unklarem COVID-19-Status, keine Zeitverzögerung durch COVID-19-Screening-Maßnahmen bei Krankenhauseintritt).

Nach aktuellem Kenntnisstand funktioniert die Schlaganfallbetreuung in Österreich in den meisten Regionen und Krankenhäusern sehr gut und entsprechend den oben angeführten Empfehlungen.

Literatur:
1. Challenges and Potential Solutions of Stroke Care During the Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) Outbreak. Stroke. Zhao J., Rudd A., Liu R. 2020 Mar 31. https://doi.org/10.1161/STROKEAHA.120.029701
2. Temporary Emergency Guidance to US Stroke Centers During the COVID-19 Pandemic On Behalf of the AHA/ASA Stroke Council Leadership and On Behalf of the AHA/ASA Stroke Council Leadership. Stroke. 2020 Apr 1. https://doi.org/10.1161/STROKEAHA.120.030023