Die Prävention ist die wichtigste Maßnahme, um einen Schlaganfall zu verhindern.
Österreich befindet sich bei der Schlaganfall-Akutversorgung im internationalen Spitzenfeld. Um einem Schlaganfall vorzubeugen, ist vor allem die Prävention von enormer Bedeutung. „Bluthochdruck, erhöhte Fettwerte, Vorhofflimmern, Rauchen und Übergewicht gehören zu den 5 häufigsten Risikofaktoren. Durch moderatem Alkoholkonsum, aufs Gewicht achten, mediterrane Diät, regelmäßige körperliche Aktivität und vor allem nicht Rauchen könnte man das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, um ca. 80 Prozent senken“, so Univ.-Doz. Dr. Julia Ferrari, von der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie und der Österreichischen Schlaganfallgesellschaft.
Auch nach einem erlittenen Schlaganfall muss man die HbA1c, LDL und Blutdruck Werte im Blick haben. Darüber gibt’s im Lipidbereich einige neue Wirkstoffe, um das LDL zu senken, wenn unter einer Therapie z.B. mit einem Statin die Zielwerte noch nicht erreicht werden konnten In dem Bereich wird weiterhin geforscht, so dass in naher Zukunft auch neue Medikamente indiziert werden können.
Weiters gibt es neue ESC-Guidelines für den Blutdruck. „Beim Blutdruck gibt es nun einen Unterschied in den Altersklassen. Die bis 69-Jährigen haben einen anderen Zielwert als die über 70-Jährigen. Bis 69 Jahren unter 120/80mmHg, bei den 70-Jährigen kann ein Wert bis zu 140mmHg systolisch je nach Begleiterkrankungen toleriert werden. Neue LDL Zielwerte wurden bereits 2019, je nach individuellem Risikoprofil definiert. Das LDL Cholesterin sollte unter 55mg pro Deziliter oder unter 1,4 Millimol und mehr als 50% Senkung gegenüber dem Ausgangswert in der Sekundärprävention sein, so Univ.-Doz. Dr. Julia Ferrari.
Sollte trotzdem einmal ein Schlaganfall auftreten, ist das Wichtigste, dass der Patient ohne Verzögerung mit dem Rettungstransport auf eine Stroke Unit gebracht wird. „Bei bis zu 15% kommt es noch zu Verzögerungen, da das Eintreffen im Akutversorgungszentrum erst über Sekundärtransporte erfolgt, dies sollte so weit wie möglich verhindert werden. Das Wichtigste ist dabei, dass der Patient so schnell wie möglich in einer Stroke Unit eintrifft“, so Univ.-Prof. Dr. Wolfgang, Serles, Präsident der Österreichischen Schlaganfallgesellschaft.
Österreich hat erfreulicherweise mit 18 Prozent eine sehr hohe Thrombolyserate, aber auch die Rate der mechanischen Thrombektomie beträgt beachtliche 4 Prozent. In 5 randomisierten Studien, diese sind gerade in der Auswertung, zeigt sich der Trend, dass bei Patienten mit einem großen Gefäßverschluss die Thrombolyse vor der Thrombektomie versus alleinige Thrombektomie als gleichwertig angesehen werden können.
„Präliminär zeigen diese Daten für Patienten mit großen Gefäßverschlüssen, die direkt an das Thrombektomiezentrum kommen, dass auf die Thrombolyse nicht verzichtet werden kann. Auch bei Patienten, die über eine Stroke Unit ins Thrombektomiezentrum gesendet werden, zeichnet sich ein Nutzen der Thrombolyse ab, bevor das Gefäß mechanisch eröffnet werden kann. Unbenommen davon bleiben die kleineren Gefäßverschlüsse, bei denen die Thrombolyse das Mittel der Wahl darstellt“, so Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Serles.
Während der COVID-19 Pandemie hat sich gezeigt, dass Patienten auch ein Risiko haben, neurologisch zu erkranken. Dabei kann es auch vorkommen, dass die Patienten einen Schlaganfall erleiden. Dazu gibt es bereits eine größere Datenlage. „Im Jahr 2020 konnten wir sehen, dass in Ländern mit hohen COVID-19 Erkrankten zwischen 0,5 bis 3 Prozent der im Krankenhaus aufgenommen Patienten einen Schlaganfall erlitten. Bei den kritisch Kranken stieg dieser Wert nochmals auf bis zu 6 Prozent an. Die Impfung gegen SARS-CoV-2 ist deshalb auch in Bezug auf neurologische Komplikationen zu begrüßen. Das Risiko, an einem Schlaganfall im Zuge einer Corona-Infektion zu erkranken, ist weit höher als eine sehr seltene Sinusvenenthrombose nach einer Impfung zu erleiden“, so der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie, Univ.-Prof. Thomas Berger abschließend.