Der Welt-Parkinson-Tag 2021

Öffentliche Hand muss ausreichend Ressourcen zur Parkinson-Erforschung zur Verfügung stellen!

Öffentliche Hand muss ausreichend Ressourcen zur Parkinson-Erforschung zur Verfügung stellen!

Der Welt-Parkinson-Tag erinnert jährlich an den Geburtstag des britischen Arztes Dr. James Parkinson, der vor mehr als 200 Jahren unter der Bezeichnung „Schüttellähmung“ (Paralysis agitans) jene Erkrankung beschrieb, die heute seinen Namen trägt.

Allein in Österreich sind rund 30.000 Menschen von der Parkinson-Erkrankung betroffen, weltweit ist die Zahl der diagnostizierten Patienten von 2,5 Millionen im Jahr 1990 auf 6,1 Millionen im Jahr 2016, gestiegen.

Die Coronakrise mit Kontaktverboten und Ausgangsbeschränkungen hat auch das Leben von Parkinson-Patienten und deren medizinische Versorgung im Besonderen schlagartig verändert. Bewegungstraining, soziale Kontakte, regelmäßige Tagesabläufe und Therapiekontrollen beim Arzt sind wichtige Bestandteile in der Behandlung der Parkinson-Krankheit. Dies alles war im letzten Jahr massiv erschwert.

„Eine große, in der Toskana (Lombardei, Fasano, MD, p 1089), durchgeführte Studie hat ergeben, dass man davon ausgehen kann, dass Parkinson-Patienten wegen ihrer Erkrankung kein erhöhtes Infektionsrisiko haben. Wenn aber Parkinson-Patienten eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus erleiden, kann es zu Komplikationen kommen. Und zwar, wenn weitere altersbedingte Begleiterkrankungen wie z.B. Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder Lungenkrankheiten bestehen. Darum hat der Infektions- und Impfschutz eine sehr hohe Priorität“, so die Präsidentin der Österreichischen Parkinsongesellschaft, Priv.-Doz. Dr. Sylvia Boesch, MSc.

Was die medizinische Forschung erreichen kann, hat die erfolgreiche Entwicklung zahlreicher Impfstoffe gegen das SARS-CoV-2-Virus in nur kurzer Zeit bewiesen. Bei der Parkinson-Krankheit dagegen ist die öffentliche Aufmerksamkeit naturgemäß weniger hoch und der kollektive Wille, ausreichend finanzielle und personelle Ressourcen für die Parkinson Forschung zur Verfügung zu stellen, deutlich geringer.

„Integrative Forschungskonzepte, oft zusammengefasst als „Precision Medicine“, mit neuen Technologien wie Biomarkern, genetischer Stratifizierung von Subgruppen und der Entwicklung molekularer Therapien könnten in den kommenden Jahren auch eine Revolution in der Therapie der Parkinson-Krankheit einleiten. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Medizin sehr erfolgreich symptomatische Therapien für Patienten entwickelt, die zur Erleichterung der Parkinson-Symptome führten. Alle diese sind für die betroffenen Patientinnen und Patienten sehr wichtig. Aber eine Verzögerung des Fortschreitens der Krankheit oder gar ein Verhindern des Krankheitsausbruchs leisten sie nicht“, so der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie, Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger, MSc.

Die Entschlüsselung molekularer Mechanismen der Krankheitsentstehung wird in den kommenden Jahren eine Verfeinerung der bisherigen Parkinson Therapie erlauben. Diese Therapien zielen auf eine Veränderung des Krankheitsverlaufs ab und sollen das Fortschreiten des Zelluntergangs im Gehirn aufhalten.

Seltene erbliche und familiär gehäufte Ursachen der Parkinson-Krankheit lassen sich in besonderen Fällen durch eine Untersuchung des Erbmaterials klären. Dabei handelt es sich um eine molekularbiologische Laboranalyse, die in einer Blutprobe oder einem Abstrich aus der Mundschleimhaut untersucht wird. Bei seltenen genetischen Formen der Parkinson-Krankheit werden darüber hinaus an den Gendefekt angelehnte Formen der Therapie erforscht. „In Zukunft könnten Vergleiche von nicht erblichen und erblichen Parkinson-Formen dazu beitragen, identifizierte gestörte Stoffwechselwege auch bei Patienten mit nicht-erblichem Morbus Parkinson auf vergleichbare Veränderungen zu untersuchen. Danach könnten Biomarker identifiziert und verglichen werden, um Ähnlichkeiten im Stoffwechsel von nicht-erblichen und erblichen Formen der Erkrankung aufzudecken. Biomarker würden es ermöglichen die Früherkennung zu verbessern“, so Priv.-Doz. Dr. Sylvia Boesch, MSc.

Neu sind Therapieansätze, die auf die Reduktion des Proteins α-Synuclein und vor allem dessen krankmachenden/pathologischen Stoffwechselprodukten durch Impfungen abzielen. Diese Forschung befindet sich in der klinischen Testphase. Ergebnisse dieser Forschung werden in den kommenden Jahren erwartet. Eine breite Anwendung solcher neuen Therapieansätze liegt aber noch in der Zukunft.

„Zusammengenommen können all diese Forschungsaktivitäten dazu beitragen, dass auch beim Morbus Parkinson neue Biomarker entdeckt werden, die die Erkrankung frühzeitig anzeigen. Für zukünftige Therapieansätze könnte das bedeuten, dass man noch vor Auftreten der ersten motorischen Symptome therapeutisch tätig werden könnte. Damit gäbe es in der Zukunft die Chance, den Ausbruch der Krankheit hinauszuschieben oder vielleicht sogar zu verhindern“, so Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger, MSc abschließend.

 

Rückfragehinweis:
PR.AG
Axel Ganster MAS
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