Internationale Tag der Epilepsie

Epilepsie ist eine gut behandelbare Erkrankung

Am 14. Februar 2022 findet der alljährliche internationale Tag der Epilepsie statt. Die Österreichische Gesellschaft für Epileptologie veranstaltet dazu, am 07. März, eine digitale Informationsveranstaltung

Epilepsien sind eine der vier häufigsten neurologischen Erkrankungsgruppen. Ein epileptischer Anfall tritt dann auf, wenn sich im Gehirn viele Millionen Nervenzellen gleichzeitig elektrisch entladen. Dabei können epileptische Anfälle sehr unterschiedlich aussehen, abhängig davon welche Strukturen im Gehirn von diesem Entladungsstrom betroffen sind. Am bekanntesten ist der tonisch klonische Anfall bei dem Betroffene plötzlich bewusstlos zu Boden fallen und mit allen vier Extremitäten zucken. Andere Anfallstypen können zum Beispiel mit verminderter Reagibilität, starren und unsinnigen wiederholten Handlungen oder einem aufsteigenden Übelkeitsgefühl mit einem Deja-Vu einher gehen. „Einer von zehn Menschen wird einen epileptischen Anfall im Laufe seines Lebens erleiden. Eine Epilepsie liegt allerdings nur dann vor, wenn es zum wiederholten spontanen Auftreten von epileptischen Anfällen kommt,“ so Prim. Univ.-Prof. Dr. Mag. Eugen Trinka, Mitglied des Executive Committee´s der International League Against Epilepsy.

In Österreich leiden in etwa 80.000 Menschen an einer Epilepsie. Alle zwei Stunden wird ein weiterer Mensch in Österreich mit der Diagnose Epilepsie konfrontiert. Epilepsien sind mittlerweile sehr gut behandelbar. Derzeit sind, dank der modernen Medikamente, von zehn Betroffenen sechs bis sieben anfallsfrei eingestellt. Sollte dies nicht mit einer medikamentösen Therapie möglich sein, gibt es abhängig vom Typ der Epilepsie die Möglichkeit einen Epilepsie-chirurgischen Eingriff durchzuführen. Hierbei wird das Stück Gewebe aus dem Gehirn entfernt aus dem die Anfälle verursacht werden. Die Voraussetzung dafür ist, dass die Anfälle von einem Punkt im Gehirn ausgehen, man diesen finden kann und dass eine Entfernung dieses Areals keine anderen neurologischen Einschränkungen verursacht. Es gibt aber auch Behandlungswege mit Schrittmachern, sowohl des Nervus vagus am Hals als auch tief im Gehirn. Bei bestimmten Epilepsieformen kommt die ketogene Diät als wirksame Therapie in Frage. „Die Präzisionsmedizin hat auch in der Epilepsie Einzug gehalten. So gibt es seltene genetisch bedingte Epilepsiesyndrome, die gezielt mit einer ketogenen Diät oder der Vermeidung von bestimmten Epilepsie-Medikamenten behandelt werden können,“ so der erste Vorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Epilepsie, Prim. Priv.-Doz. Dr. Tim J. von Oertzen.

Natürlich stellen Anfälle für die Betroffenen ein Risiko dar. Dabei können, im Zustand einer Nicht-Ansprechbarkeit, Verletzungen auftreten, die durch einen Sturz als auch durch automatisierte Handlungen verursacht werden. Da während eines epileptischen Anfalls der normale Schutzreflex des Wegziehens, bei Schmerz oder Hitze, nicht funktioniert, werden dadurch Verbrennungen häufiger beobachtet. Selten kann es zu einem plötzlichen Tod bei Epilepsie (SUDEP) kommen. Dieser tritt kurz nach einem Anfall danach ein. Besonders gefährdet sind dabei Epilepsieerkrankte, die nächtlich auftretende generalisierte tonisch-klonische Anfälle haben. In solchen Fällen sollten Schutzmaßnahmen ergriffen werden, damit dieses Risiko reduziert werden kann . Der beste Schutz und das Ziel jeder Therapie sollte die Anfallsfreiheit sein. „Die regelmäßige Medikamenteneinnahme ist bei Epilepsie von enormer Bedeutung. Neben den Anfällen ist es auch wichtig andere Erkrankungen, die in Verbindung mit Epilepsien häufiger auftreten, zu beachten. Dazu zählen Depressionen und Angsterkrankungen, Beeinträchtigungen der Kognitionen, Schlafstörungen, Schlaganfälle, usw. . Auch diese Komorbiditäten können behandelt werden und verbessern dadurch zum Teil auch die Anfallskontrolle und natürlich auch die Lebensqualität,“ so der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie, Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger.

Zusammenfassend ist die Epilepsie eine häufige, in der Regel gut behandelbare Krankheit. „Es stehen eine große Anzahl von Medikamenten gegen epileptische Anfälle zur Verfügung. Neben der medikamentösen Therapie werden aber auch die Epilepsiechirurgie, Stimulatoren und eine ketogene Diät eingesetzt. Wichtig ist es, nicht nur die Anfälle zu beachten, sondern auch das Risiko für einen plötzlichen Tod bei einem epileptischen Anfall zu minimieren, andere Begleiterkrankungen zu erfassen und wenn notwendig zu behandeln,“ so Prim. Priv.-Doz. Dr. Tim J. von Oertzen abschließend.

Für Betroffene, Angehörige und Interessierte veranstaltet die Österreichische Gesellschaft für Epileptologie, die der internationalen Liga gegen Epilepsie (ILAE) angehört, eine virtuelle Informationsveranstaltung am 07. 03. 2022.
Eine Anmeldung ist kostenlos und kann über die Website: www.tag-der-epilepsie.at vorgenommen werden.